Vier Brüder. Cantata. A Song for the Lost

Warum dauerte der Weltkrieg bzw. die Urkatastrophe für die Vereinigten Staaten genauso lange wie für Japan, britische Kolonisten und die europäischen Staaten von 1914, obwohl das neutrale Lager erst nach drei Kriegsjahren von Washington verlassen wurde?

Bis zum Friedensvertrag vergingen vier Jahre und vier Monate (1917–1921)  🚩 siehe „The First Peace.“

Zur internationalen Gedenkfeier 1918 in Compiègne, das im französischen Sprachbereich mit Rethondes angedeutet wird, fehlte England. Warum wurde der damalige Entente-Partner des Inselreiches an einem herausragenden Moment der Erinnerungskultur im Stich gelassen? Vor etwas mehr als einem Jahrhundert wurde Großbritannien nicht durch Generäle oder die Regierung, sondern durch Marineoffiziere im bekannten Eisenbahnwagon vertreten. Im Pariser Konferenzort überraschten Großbritannien und seine Empire-Delegation durch eine ungeheure Machtentfaltung nicht nur dem ausgeschlossenen Feind und Woodrow Wilson, den unentbehrlichen US-Präsidenten gegenüber, sondern auch Belgien und dem Gastgeberland, das heißt den Bündnispartnern ingesamt. An der britisch-britischen Vormachtstellung fiel dann bis zum Ende in Versailles nichts mehr auszusetzen. Genau hundert Jahre später schien niemand ernsthaft zu hinterfragen, warum die Franzosen mit den deutschen Nachbarn alleine gelassen wurden. Abwesenheit von Theresa May oder dem englischen Königshaus so auszulegen war, dass in der Erinnerungspolitik keinerlei Rolle für die Entente-Mächte vorgesehen war. Versöhnung und europäische Solidarität schien angesichts des vordergründig auftretenden Brexit-Alleingangs fehl am Platz. Sieben Monate später, zu Versailles 1919-2019, sind dann außer einer bekanntlich entscheidenden Kriegspartei alle einschließlich des französischen Gastgebers dieser zuhause geblieben. Die großangelegte Feier vor Ort wurde von Amerikanern veranstaltet, was das gesamteuropäische Versagen umso grotesker erscheinen ließ.

Was sollen wir im Jetzt aus dieser Geschichtsproblematik lernen? Seit einigen Jahren machen sich Tendenzen zu einem weiteren Weltkrieg deutlich bemerkbar. Die Vorgeschichte beginnt in den ersten Jahren des postsowjetischen Zeitraums in den Hauptquartieren der westlichen Großmächte.