Lehre im Alter von 118: 1918

Was ist Glück? Die wunderbare Geschichte einer supercentenarian sollte uns nachdenklich stimmen.

In der niederländischen Tageszeitung NRC Handelsblad wird wöchentlich einer kürzlich verstorbenen Person durch ein Portrait die letzte Ehre erwiesen. Am 25 Februar 2023, als unser Gründervater de Bourgraaf mit seiner Lebenspartnerin – passend zum Thema – vom Amsterdamer Zuhause aus in Berlin der Großkundgebung zur Verhinderung eines großen Krieges bzw. dritten Weltkrieges beiwohnten, wurde dem Leben von Mademoiselle Lucile Randon erinnert. Am 17. Januar war die französische Ordensschwester im Alter von 118 Jahren verstorben.

Irgendwie passte diese außergewöhnlich hohe Zahl zur besonderen Lebensgeschichte. 1904 in Südfrankreich geboren, erlebte Randon in Kindertagen den Ausbruch und das Ende des Ersten Weltkrieges. Nun ist nicht nur individuell, sondern auch historisch bemerkenswert, dass der 11. November 1918, Waffenstillstand von Compiègne/Rethondes, am Ende ihres langen Lebens als „der glücklichsten Tag ihres Lebens“ bezeichnet wurde.

41 Jahre alt war Lucile Randon, als sie das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte. Dabei wurde das offenkundig unglückselige Ende des Ersten Weltkrieges, womit wohlgemerkt nicht 1918 sondern 1919 gemeint ist, vom unbestrittenen Sieg des 8. Mai 1945 in den Schatten gestellt. Überliefert ist, dass die supercentenarian es – jetzt wie damals – anders gesehen hat. Die Augen eines Kindes sehen manchmal mehr als die von Erwachsenen. Wohl brachten sanfte 104 Lebensjahre nicht mehr das, was vor langer Zeit ein grauer Novembertag ihr bescherte.

🇦🇹  ORF: weitere Quelle.